Neuartige Materialien für neue Herausforderungen

Preis der Dr. Hans Messer Stiftung 2020 geht an FLAME-Forscher Dr. Jurij Koruza

2020/12/10

Der höchstdotierte Preis für Nachwuchsforschende an der TU, der Preis der Dr. Hans Messer Stiftung, wird in diesem Jahr an Dr. Jurij Koruza vom Fachbereich Material- und Geowissenschaften verliehen. Koruza forscht an Materialien mit speziellen elektrischen Eigenschaften, die im Zuge von Technologieentwicklung und Energiewende eine wichtige Rolle spielen.

Dr. Jurij Koruza

Die Arbeitsgruppe Nichtmetallisch-Anorganische Werkstoffe, in der der Preisträger Dr. Jurij Koruza tätig ist, erforscht bleifreie Piezokeramiken, ihre Anwendung als Energiespeicher und versetzungsbasierte Funktionalität von keramischen Materialien sowie deren mechanische Eigenschaften. Koruzas Forschung fokussiert sich auf drei Hauptgebiete, die alle wichtige Trends der weltweiten Energieentwicklung behandeln.

Zum einen forscht Koruza an umweltfreundlichen Piezoelektrika – Materialien, die durch elektrische Spannung ihre Form verändern – für Ultraschallmotoren und Aktoren. Diese werden aufgrund der fortschreitenden Miniaturisierung künftig zum Beispiel auf den Gebieten der Medizintechnik und der humanoiden Robotik eine große Rolle spielen.

Im Porträt: der Materialwissenschaftler Dr. Jurij Koruza

Ein weiteres Forschungsfeld Koruzas sind neue antiferroelektrische Keramiken, die als Energiespeicher in Form von Kondensatoren mit hoher Leistungsdichte dienen. Diese könnten zum Beispiel bei der Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen oder bei der Rückgewinnung von Bremsenergie in der Elektromobilität eingesetzt werden. Weiterhin beschäftigt sich Koruza mit der Herstellung von porösen piezokeramischen Strukturen mit einem von ihm neu entwickelten Verfahren. Diese so genannten Piezopapiere eignen sich für die Energiegewinnung durch Vibrationen bzw. Temperaturänderungen aus der Umgebung und könnten somit Energiequellen für die Geräte im „Internet der Dinge“ darstellen. Zudem macht die entdeckte katalytische Aktivität der Piezokeramik deren zukünftigen Einsatz für Abwasserreinigung denkbar. „Die in diesen Piezopapieren gezielt eingesetzte Porosität erweitert die Funktionalität von bleifreien Piezokeramiken und ermöglicht dadurch neue und innovative Ansätze, die mit herkömmlichen Piezokeramiken nicht denkbar waren“, erklärt Koruza.

Jurij Koruza ist am vom hessischen Förderprogramm LOEWE unterstützten Forschungsschwerpunkt „FLAME – Fermi Level Engineering Antiferroelektrischer Materialien für Energiespeicher und Isolatoren“ beteiligt. Hier werden bleifreie Antiferroelektrika für Kondensatoren mit hoher Energie- und Leistungsdichte sowie für Hochspannungsisolatoren entwickelt. Diese ermöglichen eine effizientere Wandlung und Übertragung elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen und in der Elektromobilität.

Zu seinen Forschungsthemen legte Koruza herausragende Veröffentlichungen in den renommiertesten Journalen der Materialwissenschaft vor, zudem ist er wissenschaftlicher Rezensent für namhafte Journale wie Nature und Acta Materialia. In seiner Lehre setzt der Preisträger moderne Lehrkonzepte wie den Flipped Classroom ein, was seine Studierenden mit sehr guten Bewertungen in Lehrevaluationen belohnen.

Professor Dr. Jürgen Rödel, Leiter der Arbeitsgruppe Nichtmetallisch-Anorganische Werkstoffe, über den Preisträger: „Unbändige Kreativität, Fürsorge für seine Mitarbeitenden und internationale Reputation führen jetzt schon dazu, dass Dr. Jurij Koruza hervorragende junge Forschende weltweit anzieht – ganz selten in dem jungen Alter!“

Der Preisträger

Dr. Jurij Koruza ist seit 2013 Mitglied des Fachbereichs Material- und Geowissenschaften der TU Darmstadt. Seit 2015 ist er Nachwuchsgruppenleiter „Herstellung neuer Piezokeramiken“ am Fachgebiet Nichtmetallisch-Anorganische Werkstoffe von Professor Dr. Jürgen Rödel. 2017 wurde er ins Athene-Young-Investigator-Programm der TU Darmstadt aufgenommen, das herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auf dem Weg zur Professur unterstützt. Koruza promovierte 2013 am Jozef Stefan Institut in Ljubljana, Slowenien, über die Herstellung und Phasenübergänge von Kalium-Natrium-Niobat.

Die Auszeichnung

Der mit 50.000 Euro dotierte Preis der Dr. Hans Messer Stiftung wird jährlich verliehen. Er fördert die Forschung und Lehre von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern an der TU Darmstadt. Gewürdigt werden herausragende Leistungen in den Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften sowie Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften.

Die Dr. Hans Messer Stiftung fördert bundesweit Aus- und Weiterbildung sowie Wissenschaft und Forschung. Die Stiftung wurde von Dr. Hans Messer, 25 Jahre nach dem Tod seines Vaters Adolf Messer (1878-1954), im Jahr 1978 ins Leben gerufen und ist seit 1979 als gemeinnützige Stiftung anerkannt. Unter dem Vorsitz von Dr. Hans Messer wurde auch der Stiftungspreis an der TU Darmstadt ins Leben gerufen.